Drahtzieher-Handwerk

Leonisches Drahtzieherhandwerk

Die Zunft der leonischen Drahtzieher machte Freystadt im 17. und 18. Jahrhundert weit über die Stadtgrenzen hinaus berühmt. In den leonischen Fabriken entstanden Gold- und Silberdrähte, versilberte und vergoldete Kupferdrähte, mit denen man die Borten, Fransen, Litzen, Schnüre, Stoffe, Tresen für Prunkgewänder herstellte.

Begründer des leonischen Drahtzugs in Franken war der Franzose Georg Fournier. Während der Religionskriege Ende des 16. Jahrhunderts flüchtete er mit seinem Vater nach Deutschland und gründete in Nürnberg ein „Gewerb mit goldenen und silbernen Drähten”. Wegen Zahlungsschwierigkeiten wurden beide in den Schuldturm gesperrt. Georg konnte fliehen und kam so 1591 nach Freystadt.

Während des Dreißigjährigen Krieges litt Freystadt sehr unter dem Einfall der Schweden. Die leonische Drahtzieherei blieb aber relativ unbeschadet. Dank der kontinuierlichen Arbeit und guten Auftragslage konnten die Freystädter ihre Häuser wieder aufbauen. Während die Nürnberger Drahtzieher ausschließlich Edelmetall verwendeten, zogen die Freystädter ihren leonischen Draht auf billigeren Kupferkern und verschafften sich eine konkurrenzlose Marktvorherrschaft.

Der Verrat an Allersberg

1690 gelangte das Geheimnis des leonischen Drahtzuges in die Hände des Allersberger Drahtziehers Hans Jörg Heckel. Durch den Verrat der Freystädterin Sybille Maurer und ihrer tatkräftigen Mitwirkung überflügelte das Heckelsche Unternehmen schließlich die Freystädter Industrie. Von den zehn Fabriken blieben um 1800 nur noch zwei übrig.

Auch die Zollpolitik in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts sorgte dafür, dass der Umsatz der Freystädter Drahtindustrie stark zurückging. Um 1760 wurde in Bayern eine neue Maut eingeführt, die die Einfuhr der Waren verteuerte.

Früher haben die Freystädter Drahtzieher stets eine führende Rolle im Leben der Stadt gespielt. Ins 21. Jahrhundert hat sich von diesem Gewerbe nur noch das „Lamettamachen“ herübergerettet.